Auftragsmord an Klimaaktivist:innen

Stellt euch vor, ihr habt einen ganz normalen Alltag und dann passiert ein Albtraum, der euer Leben verändert: Ihr müsst flüchten. Vor bezahlten Auftragsmörder:innen, die vorhaben euch umzubringen und damit mundtot zu machen.

Genau das ist nicht der Plot eines Hollywood-Blockbusters, sondern bittere Realität. SPIEGEL-Recherchen haben aufgedeckt, dass Kolumbien das Land mit den meisten bezahlten Auftragsmorden an Umweltaktivist:innen ist. Ein überlebender Umweltaktivist aus Kolumbien ist den Auftragsmörder:innen in einem abgelegenen Waldgebiet entkommen. Sein Erfahrungsbericht schockiert von der ersten Zeile an und verdeutlicht, wie sehr Unternehmen daran interessiert sind, unzählige Umweltaktivist:innen für ihre Profitinteressen zu ermorden. 

Offizielle Zahlen, die von NGO’s wie zum Beispiel „Global Witness“ berechnet werden, sind erschreckend hoch: jede Woche geschehen vier Auftragsmorde. Im Jahr 2019 wurden über 200 Umweltaktivist*innen ermordet. Im Jahr 2019 sind die gefährlichsten Gebiete Kolumbien mit 64 Morden, die Philippinen mit 43 Morden und Brasilien mit 24 Morden. Besonders gefährdet sind indigene Umweltaktivist:innen: laut „Global Witness“ sind die Opfer von mehr als einem Drittel der Morde indigene Umweltaktivist:innen.

Auf den Philippinen hilft der Staat dank Polizei und Militär aktiv mit, Umweltaktivist:innen zu ermorden. Dort werden ganze indigene Gruppen ermordetet. In Brasilien gibt der Präsident Bolsonaro Ranchern sogar einen Freifahrtschein, Auftragsmörder:innen zu beauftragen, indigene Aktivist:innen zu erschießen. Und in Zeiten der Corona-Pandemie sind Umweltaktivist:innen ein noch leichteres Ziel: Anstatt sie an abgelegenen Orten zu ermorden, werden sie in ihren eigenen Häusern erschossen.

Da aber häufig auch (Lokal-)Politiker*innen, Regierungen und Sicherheitskräfte mit in die Befehlsketten eingebunden sind, also Komplizen der Umweltmorde sind und die Morde in Ländern geschehen, in denen Pressefreiheit und NGOs eingeschränkt sind, ist die Dunkelziffer der Morde wie so oft deutlich höher. Und wenn es doch zu Prozessen gegen die Mörder:innen kommt,  sitzen vor Gericht letztendlich in den meisten Fällen die Schütz:innen, nicht die CEOs, die den Befehl gaben. Deshalb kommen Unternehmen, die z. B. ein Kopfgeld aussetzten, in so gut wie allen Fällen davon und werden nicht bestraft. In etwa 90% der Fälle bleiben die Drahtzieher:innen und sogar die Schütz:innen straffrei.

Doch das ist kein alleinstehendes Problem der MAPAs (Most Affected People and Areas), wie in den USA deutlich wird. Dort hatten Umweltaktivist*innen eine Klage gegen Exxon vorbereitet. Unter der Trump-Regierung hat Exxon den Spieß dann aber umgedreht und die Aktivist*innen wurden mundtot gemacht. Nestle soll zudem mindestens einen Menschen umgebracht haben, der versucht hatte, aufzudecken, wie in MAPA-Ländern Wasserquellen aufgekauft und den Menschen dort der Zugang zu Trinkwasser verwehrt  wird (Infos darüber in der Doku “Nestle – Bottled Life”). Und 2019 wurde in Kanada ein interner Polizeibericht veröffentlicht, aus dem hervorging, dass Polizist*innen auf Mitglieder des Wet’suwet’en-Stammes, die gegen den Bau einer LNG-Pipeline durch ihr Territorium protestierten, schießen durften. 

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