Wochen 26/27 – die Erde im Fieber

Die Temperaturen steigen: 2020 könnte das heißeste Jahr seit Beginn der Wettermessungen sein und das 1,5°C Ziel schon in den nächsten 5 Jahren überschritten werden. Extreme Wetterereignisse nehmen zu, wie wir aktuell in China und Japan sehen. Und was macht unsere Politik? Josefine, Fynn und Nele haben die wichtigsten Nachrichten der vergangenen zwei Wochen rund ums Klima für euch zusammengefasst.

🏭 Bundestag verabschiedet KohleEINstiegsgesetz

Nach langer Diskussion und trotz zahlreicher Proteste überall im Land hat die Bundesregierung am vorletzten Freitag das Kohleausstiegsgesetz verabschiedet. Kritik und Vorwürfe von Klimaaktivist*en*innen wurden weitgehend überhört, ähnlich wie bei der Inbetriebnahme des Kraftwerks Datteln IV vor einigen Wochen. Das neue Kohleausstiegsgesetz ist ein enormer Rückschritt in Sachen Klimaschutz. Durch das Gesetzt wird ein Kohleausstieg 2038 festgelegt, was, in Anbetracht der wissenschaftlichen Fakten, dass das 1,5°C Grad Ziel nur durch einen Kohleausstieg bis 2030 erreicht werden kann, nicht akzeptabel ist. Noch dazu werden den Kohlekonzernen Entschädigungen in Milliardenhöhe gezahlt und das, obwohl die Kohleindustrie längst nicht mehr den Stellenwert hat, den sie mal hatte. Das Geld könnte sinnvoll in Klimaschutz investiert werden.

🥵 2020 wahrscheinlich das bisher wärmste Jahr des Holozäns

Forschungen der National Oceanic and Atmospheric Administration zufolge könnte 2020 mit einer Wahrscheinlichkeit von 75% das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1880 werden – Wissenschaftler*innen vermuten, sogar dass es das wärmste Jahr einer noch viel längeren Zeitspanne sein könnte. Das Level des Treibhausgas CO2 in der Atmosphäre, welches in Hawai auf dem Berg Mauna Loa gemessen wurde, ist das höchste seit mindestens 3 Millionen Jahren. Das Europäische Erdbeobachtungsprogramm Copernicus stellte für den April dieses Jahre eine stark erhöhte Temperatur über Nordasien und insbesondere Sibirien fest. Auch erhöht, wenn auch nicht ganz so stark, waren die Temperaturen über Griechenland, Teilen der Antarktis, Gebieten in Alaska, dem arktischen Ozean, Mexiko, Zentral – und Nordwestafrika und Westaustralien. Zugleich erlebt das Great Barrier Riff, die größte jemals festgestellte Korallenbleiche durch eine Hitzewelle im Meer.

☀️ Dürre in Deutschland – trotz Regen keine Entwarnung

In vielen Ecken des Landes hat es in den letzten beiden Wochen vermehrt geregnet. Doch ein Grund zum Aufatmen ist das leider nicht, wie der Hydrologe Dietrich Borchardt im Interview mit der taz erklärt: Nicht überall in Deutschland regnet es gleich viel, in einigen Regionen sogar gar nicht. Dazu kommt, dass es in den vergangenen zwei Jahren und auch im ersten Halbjahr 2020 flächendeckend viel zu trocken war. Von den aktuellen Regenfällen profitiert vor allem die Landwirtschaft, Bäume, die in tieferen Bodenschichten ihre Wurzeln haben, jedoch nicht. Auch die Grundwasserstände bleiben besorgniserregend. Das vollständige Interview findest du hier.

🌡 WMO warnt: Globale Erwärmung könnte bereits in 5 Jahren bei 1,5 Grad liegen

Die World Meterological Organization (WMO) warnt, dass es bereits jetzt eine 20%-Chance gibt, dass die globale Erderwärmung über 1,5°C im Vergleich zum vorindustriellen Niveau liegen könnte – und die Wahrscheinlichkeit dafür steigt mit der Zeit zunehmend an! Bereits jetzt liegt die durchschnittliche Temperatur der Erde 1°C über dem vorindustriellen Niveau und die letzten fünf Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. „Die WMO hat wiederholt betont, dass die industrielle und wirtschaftliche Abkühlung von COVID-19 kein Ersatz für nachhaltige und koordinierte Klimaschutzmaßnahmen ist. Aufgrund der sehr langen Lebensdauer von CO2 in der Atmosphäre ist nicht zu erwarten, dass die Auswirkungen des Emissionsrückgangs in diesem Jahr zu einer Verringerung der atmosphärischen CO2-Konzentrationen führen, die zu einem globalen Temperaturanstieg führen.“, so Professor Taalas von der WMO: „Während COVID-19 unter einer schweren internationalen Gesundheits- und Wirtschaftskrise gelitten hat, kann die Nichtbeachtung des Klimawandels das Wohlergehen des Menschen, der Ökosysteme und der Volkswirtschaften seit Jahrhunderten gefährden. Die Regierungen sollten die Gelegenheit nutzen, Klimaschutzmaßnahmen als Teil von Wiederherstellungsprogrammen zu nutzen“ – Dies zeigt wir brauchen jetzt schnelle und effektive Klimaschutzmaßnahmen!

🛑 Erdöl-Pipelines in den USA gestoppt

Neben lauter schlechten Nachrichten hier mal etwas Positives: Der US-Supreme Court hat entschieden, dass der Bau-Stopp für die umstrittene Pipeline Keystone XL, die Erdöl von Kanada in die USA transportieren sollte, weiter bestehen bleibt. Auch die Dakota Access Pipeline darf vorläufig nicht weiter betrieben werden. Diese soll nun Anfang August entleert werden, anschließend folgt eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Der Urteilsspruch des Supreme Courts ist ein großer Erfolg für den Standing Rock Sinoux Tribe und weitere indigene und Aktivist*innen, die seit Jahren gegen die Pipeline protestiert haben. Doch der Erfolg hat auch ein bitteren Beigeschmack, denn zur gleichen Zeit ermöglichten die Richter*innen, dass andere Pipelines in einem Schnellverfahren zugelassen werden könnten.

🏳️‍🌈 Deutschland übernimmt die EU-Ratspräsidentschaft

Deutschland hat seit Kurzem die EU-Ratspräsidentschaft inne und kann damit die Agenda setzen. Wird Deutschland Klimagerechtigkeit ganz oben auf die Agenda setzen? Wir hoffen es, aber die politischen Entscheidungen in Deutschland wie die Inbetriebnahme von Datteln IV lassen Zweifel, ob die Politik die Ausmaße der Klimakrise erkennt – oder weiterhin die Augen verschließt. Wichtig ist jetzt, dass wir Druck machen, um Deutschland dazu bewegen, Klimaschutz zu priorisieren. Also haltet euch durch unseren Blog und unsere Social Media Kanäle auf dem Laufenden und fragt in euren lokalen Ortsgruppen nach, welche Aktionen geplant sind. Mehr Infos zur EU-Ratspräsidentschaft findet ihr in dem Beitrag von Tobias aus dem Kampagnen-Team zur Frage: Deutschland übernimmt die EU-Ratspräsidentschaft – Aber hilft das dem Klima?

🌧 Extreme Regenfälle in China und Japan

Aktuell haben besonders Regionen in China und Japan mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen. Mehrere Wochen lang gab es in China heftige Regenfälle und zahlreiche Flüsse sind über die Ufer getreten. Infolgedessen gelten mindestens 106 Menschen als tot oder vermisst. Millionen von Einwohner*innen sind betroffen. Starke Regenfälle sind in China nicht ungewöhnlich, doch in diesem Jahr erreicht die Menge des Niederschlags einen neuen Rekord. Die aktuellen Regenfälle werden als die heftigsten seit zwei Jahrzehnten bezeichnet. Der Wasserpegel des Yangtse-Flusses steht teilweise mehrere Meter über der offiziellen Hochwasserlinie.Besonders stark betroffen sind zum Beispiel der Landesteil Chongqing und die Provinz Hubei, was den dortigen Kampf mit der Corona-Krise beeinträchtigt. Die Zusammenhänge zwischen solch extremen Wetterereignissen und dem Klimawandel, sind wissenschaftlich bewissen. Ein Artikel des Potsdamer-Instituts für Klimaforschung (PiK) erklärt die Zunahme starker Regenfälle mit der Erwärmung der Erdatmosphäre. Denn warme Luft sorgt dafür, dass mehr Wasserdampf aufsteigt und kann auch mehr davon speichern. Dieser Wasserdampf wird dann in Form von Regen wieder abgegeben.

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