Zwischen Protesten, Studien und bedrohten Wäldern-Woche 39/40/41

Die letzten drei Wochen waren ereignisreich für die Klimabewegung. Gemeinsam haben wir mit vielen verschiedenen Aktionen für Klimagerechtigkeit und effektive Klimapolitik protestiert. Das dies dringender denn je ist, zeigen die aktuellen Temperaturrekorde und der Verlust der Wälder und der Biodiversität weltweit. Doch unsere Politik tut nicht genug, obwohl die Mehrheit der Menschen weltweit sich effektiven Klimaschutz von ihren Regierungen wünscht. Mehr dazu lest ihr in unserem Wochenbericht über die letzten drei Wochen: 

💚We are unstoppable – 3 Wochen voll Protesten

Am Freitag, den 25.09. waren während des globalen Klimastreiks allein in Deutschland über 200.000 Menschen mit Abstand und Masken auf den Straßen und haben Klimagerechtigkeit und eine Energiewende gefordert. Am darauffolgenden Wochenende protestierten Aktivist*innen mit Blockaden und Demonstrationen in den Tagebauen im Rheinland und in der Lausitz gegen ein verfehlte Energiepolitik, die die dortigen Dörfer und die Lebensgrundlagen weltweit zerstört. Doch auch danach legten wir nicht die Hände in den Schoß, sondern machten unmittelbar weiter: In der Woche direkt nach dem globalen Klimastreik waren wir bei den Streiks der Beschäftigten im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) dabei, um unsere Solidarität zu zeigen, denn Klimagerechtigkeit geht nur mit einer sozialgerechten Verkehrswende und einem starken ÖPNV! Leider erfuhren aber auch Aktivist*innen weltweit während des globalen Klimastreiks und auch hier in Deutschland während des Aktionswochenendes Repressionen von der Polizei. Wir stehen in Solidarität mit all denjenigen, die für ihr friedlichen Engagement für Klimagerechtigkeit Gewalt erfahren (haben) oder inhaftiert wurden. Doch wir werden nicht leiser und der Protest geht weiter. Denn solange die gesellschaftlichen Entscheidungsträger*innen nicht beginnen, die Klimakrise als die Menschheits-Krise zu behandeln, die sie ist, müssen wir weiter Druck machen. 

🌱Proteste in und um den Danni #AutobahnInDieKlimakrise

Nach den ereignisreichen Protestwochen finden aktuell zahlreiche Proteste rund um den Dannenröderforst statt. Der Mischwald in Hessen, der Lebensraum für selten Tier- und Pflanzenarten ist und eine halbe Millionen Menschen mit Trinkwasser versorgt, soll für den Bau der Autobahn A49 gerodetet werden. In Zeiten der Klimakrise, in der wir unsere Wälder schützen und weg von dem motorisierten Individualverkehr müssen, nicht nur für die Menschen und die Biodiversität vor Ort fatal sondern auch ein eindeutiges Zeichen für eine rückwärtsgewandte Verkehrspolitik. Daher protestierten zahlreiche Anwohner*innen und Aktivist*innen am vergangenen Wochenende vor Ort und im Wald wird durch Besetzung den Rodungen Widerstand geleistet. Schließlich reagierte die Bundespolitik – mit einer aktuellen Stunde der CDU, CSU und SPD unter dem Titel „Mobilität als Rückgrat unseres Wohlstandes sichern – Der Forderung nach einem generellen Baustopp für Autobahnen und Bundesstraßen eine Absage erteilen“. Statt also unsere natürlichen Lebensgrundlagen, die der wahre Rückgrat unsere Gesellschaft sind, zu schützen und über Mobilitätsformen, die zukunftsfähig angesichts der Klimakrise sind, nachzudenken, wird den Sorgen der Anwohner*innen und unseren Sorgen um unsere Zukunft eine Absage erteilt. Daher fanden am 07.10, am Tag der aktuellen Stunde in mehreren Städten spontan Demonstrationen statt und am Samstag vor der Verkehrminister*innenkonferenz gab es in ganz Deutschland Aktionen und Demos. Die Proteste gegen die Rodungen des Dannis brauchen auch weiter eure Unterstützung. Also informiert euch, ob es bei euch vor Ort Aktionen gibt oder kommt, wenn ihr die Möglichkeit habt vorbei. Mundnasenschutz und Abstand halten nicht vergessen! 

🌳Schützt unsere Wälder 

Der Dannenröder Wald ist ein Symbol des Versagens ernstgemeinter Klimapolitik – und durch diese Politik werden weltweit weitere Wälder zerstört. Unsere wichtigen Verbündeten im Kampf gegen die Klimakrise und für den Erhalt der Biodiversität fallen Rodungen, Waldbränden und den Folgen der menschengemachten Erderwärmung zum Opfer. In Deutschland stehen unsere Wälder aufgrund der Hitzewellen und Dürren im Sommer und der intensiven  Nutzung unter enormen Stress. Aktuell muss eine Fläche, die größer ist als das Saarland wiederbewaldet werden. Die Folgen der Klimakrise und starker Abholzung können dazu führen, dass es zunehmend auch hier mehr Waldbrände geben wird und dass Waldgebiete zu Steppen werden. Die Wälder sind wichtige Ökosysteme, kühlen ihre Umgebung, sorgen für mehr Regen im Landesinneren, indem sie feuchte Luft speichern und nehmen CO2 auf  – aber dennoch sind weniger als 3% der Wälder in Deutschland geschützt. Auch weltweit sind es für die Wälder nicht gut aus: In Karlifornien brennen die Wälder weiterhin und haben sich nun durch anhaltende Hitze, starken Wind und Trockenheit auch noch ausgebreitet. Und in Brasilien steht der Amazonas Regenwald in Flammen – laut Greenpeace sind diese Feuer schlimmer als letztes Jahr und sogar die schlimmsten dieses Jahrzehntes.

 🐝UN-Biodiversitätsgipfel – kein einziges Ziel erreicht 

Der Verlust unserer Wälder, insbesondere auch des Amazonas-Regenwalds ist ein Schlag für die Biodiversität weltweit. Verlust von Ökosystemen, starke Landnutzung und Chemikalien in der Landwirtschaft und die Klimaveränderungen durch die menschengemachte Erderwärmung führen dazu, dass wir immer mehr Pflanzen- und Tierarten verlieren. Mehr als eine Millionen Arten sind vom Aussterben bedroht. Vor zehn Jahren haben sich die Vereinten Nationen das Ziel gesetzt, die biologische Vielfalt auf der Erde zu erhalten – und mussten bei ihrem Online-Gipfel eine bittere Bilanz ziehen: Sie haben kein einziges ihrer 20 vereinbarten Ziele erreicht. Während des Gipfels gab es starkes Worte, unsere Kanzlerin forderte ein „globale Trendwende“ – doch letzten Endes wurden keine konkreten Maßnahmen beschlossen. Im nächsten Jahr findet die UN-Konferenz zu Biodiversität in China statt. Es bleibt nur zu hoffen, dass die politischen Entscheidungsträger*innen bis dahin, schon mal an der Trendwende arbeiten.

🌡Der weltweit wärmste September seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen

In den vergangenen Jahren haben wir wieder und wieder miterlebt, wie Rekorde geknackt wurden – allerdings keine über die wir uns freuen könnten. In Sibirien stiegen die Temperaturen im Juni auf 38°C, Rekordtemperatur für die Region im Nordpolarkreis , die Jahre 2015 – 2019 waren die heißesten Fünf.Jahres-Periode, die jemals gemessen wurde und nun reißt der September dieses Jahre weltweit wieder die Messlate: Die durchschnittlichen Temperaturen betrugen ca. 1,3°C mehr als die Werte des vorindustriellen Zeitalters – beängstigend nah am 1,5°C Ziel.

📣EU-Forderungen und Votum des EU-Parlaments

Angesichts der spürbaren Folgen der Klimakrise und der wenigen Zeit, die uns noch zum Erreichen des 1,5°C Ziels bleibt, muss die Politik jetzt handeln. Dafür gehen wir immer wieder auf die Straßen. Um die Klimakrise noch aufzuhalten müsste auf EU-Ebene eine Reduktion von CO2-Emissionen um 80% bis 2030 umgesetzt werden, um bis 2035 Klimaneutralität zu erreichen. Der Green New Deal der EU Kommission wird diesen wissenschaftliche geforderten Notwendigkeiten nicht gerecht. Das Europäische Parlament korrigierte das Ziel der EU-Kommission zwar vergangenen Dienstag von 55% zu 60% nach oben (, doch auch das reicht leider nicht, um eine realistische Chance zu haben, dass 1,5°C Ziel einzuhalten und Klimagerechtigkeit zu erreichen. Wir fordern daher, dass die Einhaltung der Reduktionsziele und der planetare Grenzen, neben Demokratie und Menschenrechten die höchsten Ziele der EU darstellen müssen. Dies sollte sich beispielsweise in einer Umstrukturierung der Agrarsubventionen äußern: Denn die aktuelle Subventionspolitik hat bisher nichts zur CO2-Reduktion beigetragen, obwohl es heißt die EU fördere klimafreundliche Landwirtschaft. Die CO2-Emissionen sind so hoch, wie seit Beginn der Förderungsperiode 2013. Unsere weiteren Forderungen an die EU kannst du hier nachlesen! und wenn du noch nicht unterschrieben hast, nimm doch noch schnell an der Europäischen Bürger*initiative teil und fordere die EU auf, die EU-Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise anzupassen

🌍Weltweit will die Mehrheit der Menschen Klimaschutz von ihren Regierungen

Mit unseren Demonstrationen zeigen wir es immer wieder, nun gibt es auch eine wissenschaftliche Studie, die zeigt: Es fehlt nicht an gesellschaftlichem Rückhalt für ambitionierten Klimaschutz. Wissenschaftler*innen des Pew Reseach Centers haben Menschen aus 20 Ländern verschiedener Kontinente zu verschiedenen Themen befragt, was ihnen wichtig ist. Das Ergebnis der Studie: In den meisten der Länder fordern die Mehrheit der Menschen Klimaschutz von ihren Regierungen. Die Wissenschaftler*innen sagen, dass Problembewusstsein der Bevölkerung für die Klimakrise sei weltweit sehr hoch. In Deutschland beispielsweise waren es, ebenso wie in den USA 63% der Menschen, die sich mehr Klimaschutz wünschten.

📝Schools for Future: Lehrer*innen schreiben offenen Brief 

Über 200 Lehrer*innen und hunderte weitere Online-Unterzeichner*innen haben sich in einem offenen Brief an die Bundesregierung gewandt. Sie argumentieren: Als Lehrer*innen verpflichten Sie sich, den Schüler*innen die Werte des Grundgesetzes glaubhaft nahezubringen. Sie sähen sich aber nicht in der Lage dazu, dies im Fall des Artikels 20a zu tun, der lautet: „Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen“. Denn: „Welche Antwort sollen Lehrer*innen ihren Schüler*innen auf die Frage geben, warum Gesetze beschlossen werden, die ganz offensichtlich gegen Artikel 20a verstoßen?“ Die Lehrer*innen fragen die Bundesregierung, wie sie ihren Schüler*innen antworten sollen, auf die Fragen, warum die Bundesregierung die humanitären Folgen der Klimakrise, wie zunehmende Klimaflucht, sehenden Augens in Kauf nimmt und fordern: „Wir brauchen eine Klimapolitik, die unseren Schüler*innen eine sichere Zukunftsperspektive bietet und den Bildungsanstrengungen der Schulen wieder Sinn verleiht.“

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